Ich hatte bereits darüber geschrieben, dass es Arbeit ist, verschiedene Menschen mit ihrer jeweiligen Familiengeschichte zusammen zu bringen und ein harmonisches Miteinander zu gestalten. Hier kann es immer wieder zu Krisen kommen, man ist nun mal nicht immer einer Meinung. Beziehungen können harte Arbeit sein, die sich aber lohnt, denn eine fröhliche Familie ist mit das Schönste, was uns diese Welt bieten kann.
Ich bin ein Fan davon, auch in der Erziehung weniger von Erziehung als von Beziehung zu reden. In der Geschichte der Pädagogik wurde bis in die 1970er Jahre ein Konzept vertreten, dass Kinder als „schlecht“ angesehen hat. Kinder sollten lernen gut zu sein, und das war das Ziel der Erziehung (schwarze Pädagogik). Strenge und Kompromisslosigkeit waren die Instrumente erster Wahl. Kinder werden aber nicht als Rebellen geboren, denen man gesellschaftliche Regeln anerziehen muss. Sie sind von Natur aus soziale Wesen und anderen Menschen zugewandt, die ihnen mit Wohlwollen begegnen.
Daher spreche ich lieber von Beziehung als von Erziehung. Es geht darum, mit den eigenen Kindern eine Beziehung einzugehen und daran zu arbeiten. Dabei spielen Vertrauen, Respekt, Verantwortung, Rücksicht, echtes Interesse, Authentizität, Integrität und Zeit eine große Rolle. Das ist nicht immer einfach, denn Kinder können all dies erst mit der Zeit verinnerlichen und umsetzen. Dazu brauchen sie gute Vorbilder - die Eltern sowie andere erwachsene Bezugspersonen. Kinder sind kluge Wesen, die schon früh Zusammenhänge verstehen können und sich für das Verhalten entscheiden, das für sie Sinn macht. Als gute Vorbilder machen wir ihnen das leicht.
Welche Werte werden in Ihrer Familie vertreten?
Am Anfang der Familie haben Eltern oft eine sehr romantische Vorstellung davon, wie sich Familie abspielt. Da sind kuschelige Stunden, fröhliches Kinderlachen, liebevolle Mamas, abenteuerlustige Papas. Wenn dann aber mein Baby die ersten 24 Monate nicht durschläft, bei jedem Essen die Aussage kommt „Das lieb ich nicht“, auf dem Spielplatz die Sandburg eines anderen Kindes zertrampelt wird und man beim „Nein“ auf die Keksfrage hin ein „blöde Mama!“ an den Kopf geknallt kriegt, ist von Romantik nicht mehr viel zu spüren.
Gerade dann ist es umso wichtiger, dass man als Eltern weiß, welche Werte man vertreten will und welche Ziele man in seiner Erziehung verfolgt.
Übung: Welche Erziehungsziele haben Sie? Wie können Sie sie erreichen?
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